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Nach unserer Schiffstaufe vorgestern und heftigem Gewitter mit starken Regenschauern gestern, sind wir erst Montags gestartet. 19.7. Bei vormittags noch Boraresten mit ca. 1 m Welle und später nachlassend sind wir bis kurz vor Umag auf einem Kurs gesegelt, dann kam eine totale Flaute und nach 10 Minuten dieseln wieder frischer Wind von der anderen Seite – auch gut. So segeln wir wie geplant nach Novigrad. Um 16 Uhr fahren wir Richtung Zollpier und – das hatten wir nicht so erwartet – es kreisen schon ein paar Schiffe vor der überfüllten Zollpier und eine Schlange von ca. 8 Leuten steht vor dem Hafenmeisterbüro. Das sieht nach langen Wartezeiten aus. Nach ca. 1 Std. kreisen im engen Hafenbecken sind wir an einer gerade anlegenden anderen Yacht längsseits gegangen. Und dann gings zum Polizeihäuschen, dort gings fix und dann weiter zum Hafenmeister. Mittlerweile sind meine Eltern eingetroffen, die in der Nähe auf dem Campingplatz residieren. Ich ging mit ihnen aufs Boot, Bernd stellt sich in die Schlange. Kaum 2 Std. später, wir waren fast fertig, mussten wir noch eiligst ablegen, da wir mit der anderen Yacht wohl am Anlegeplatz von Ausflugsschiffen lagen worauf uns ein laut brüllender und hektisch gestikulierender Mensch unfreundlich aufmerksam machte. Und da will doch glatt jetzt so ein Touridampfer anlegen. Also Schichtwechsel. Ich stell mich in die Warteschlange und Bernd + die andere Yacht legen eilig ab. Netterweise haben mich die 3 wieder eingesammelt, nachdem ich endlich den Papierkram erledigt hatte und dann sind wir rüber in die Marina. Abends haben wir nahe der Kirche an einem kleinen Pinienwäldchen mit Blick auf den wunderschönen Sonnenuntergang zu viert gut gespeist und ein anstrengender erster Tag findet einen schönen Ausklang.
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20.7. Am nächsten Tag segeln wir zum Campingplatz Solaris, ankern vor dem Strand und gehen zu meinen Eltern zum Frühstück. Mittags schwimmen wir alle 4 aufs Schiff und segeln einen Tag vor der Küste. Wir haben doch glatt mehrere Delphine gesehen, nicht sehr nah aber immerhin. Abends sind wir die nahe Bucht bei Marina Cervar Porrvat abgedieselt auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz und neben der Muschelzucht sah es gut aus. Dann sind wir mit dem Dingi wieder rüber zum Campingplatz, zur Schweinebucht und sind dort mit den Eltern in den kleinen Fischereihafen Sv. Marina in eine uriges Fischlokal spaziert. Später sind wir satt und müde wieder mit dem letzten Abendlicht zurückgetuckert und wir hatten eine ruhige Nacht hier.
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21.7. Am folgenden Morgen bei Flaute gings erst mal ausgiebig zum Schwimmen, dann haben wir bei leichtem Wind abgelegt. Wurde aber draußen nicht besser. Mit wenig Wind sind wir mit 1-4 kn Fahrt ganz gemächlich Richtung Süden geschippert. Auf Höhe Vrsar – wir überlegen bei wahnsinnigen 3-5 kn Wind schon hier zu bleiben – frischt er etwas aus und wir kommen nun doch noch gut bis Rovinj und peilen dort die empfohlene südliche Insel Sv Andrija mit gutem Klosterrestaurant an. Wir legen uns in der sehr belebten Bucht direkt vor einem Hotelklotz an die Boje und paddeln zur Insel. Machen einen kleinen Inselrundgang, erfahren dass alle Plätze im Restaurant reserviert sind, und paddeln hungrig wieder aufs Boot zurück. Da es hier extrem belebt ist verlassen wir die Boje und suchen einen ruhigeren Platz. Die kleine Bucht auf der Südseite der Sv. Ivan ist wegen Fischernetzen zu eng für uns und so ankern wir auf der anderen Seite der „Bojenbucht" nicht ganz so nahe am Hotel mit etwas schönerer Aussicht und ruhiger. Mittlerweile halb verhungert haben wir uns was Leckeres gekocht und gemütlich den Abend an Bord ausklingen lassen. |
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22.7. Am nächsten Tag sind wir weiter Richtung Pula gesegelt, an schönen kleinen bewaldeten Inselchen vorbei. Da wir wieder mal Strom laden sollten, haben wir die Marina Pomer in der Medulin-Bucht anvisiert. Hier treffen wir „Nachbarn", eine Sunbeam 44 auch aus S. Giorgio. Wir sind in den Ort Pomer spaziert und haben dort nett Abendgegessen. Die nächste Strecke ist die Querung der Kvarner Bucht. Wir haben die Wahl: Wetterbericht für morgen wenig Wind aus Süd, evtl. mittlerer Wind aus SO – das wäre ok. Oder übermorgen dann viel Wind aus N mit Gewitterrisiko und evtl. Bora mit grober See. Mal kucken was die Vorhersagen am nächsten Tag genauer sagen.
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23.7. Am folgenden Morgen messen wir in Pomer doch glatt 10 kn, also legen wir ab, in der Hoffnung doch etwas mehr Wind wie angekündigt zu haben. War aber nicht so. Also dieseln wir den Großteil der Strecke bei Wind mit 3-6 kn aus Süd. Da eine rauhe Nacht angekündigt ist peilen wir Peter’s Empfehlung, den Hafen von Susak, der Lößinsel (besteht aus Sand) an. Ich habe morgens angerufen und einen Liegeplatz im Hafen reserviert. Hat aber nicht ganz funktioniert. Um 15 Uhr wollten wir in den Hafen einfahren, wurden aber mit anderen auf nach 17 Uhr vertröstet, dann legen die Ausflugsschiffe ab und längsseits oder an der Außenmole kann man dann für dei Nacht dort anlegen. Der innere Hafen ist belegt. Also ankern wir mit 3-4 anderen Yachen in der Bucht davor. Ich bin zum Hafen geschwommen, um mal zu kucken obs einen geeigneten Platz für 2 Nächte gibt. Hab dann meine paar Italienischkenntnisse und alle Überredungskünste eingesetzt und mit dem Zuständigen verhandelt doch noch einen gerade frei werdenden letzten Platz im sicheren Hafenbecken zu bekommen - und hier liegen wir nun gut aufgeräumt neben den netten Bootsnachbarn Diana und Franz. Sehr hübsche Insel mit kleinem belebten Hafen, netter Ort mit einigen Kneipen. Tagsüber ist hier viel los mit Tagesgästen, abends wird’s ruhig und beschaulich.
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24.7. Die erste Nacht war es relativ ruhig, angekündigte schwere Gewitter zogen mit hellen Blitzen und leisem Donner in der Ferne an Susak vorbei. Auch der nächste Tag, an dem wir gemütlich über die Insel spaziert sind, war wettermäßig besser wie angekündigt. Von oben haben wir einen tolle Ausblick auf den Hafen. Nachmittags zogen dann Wolken auf und es begann heftiger zu blasen. Jetzt ist für die kommende Nacht und den nächsten Tag starker Wind mit Bora (bis 50 kn) angekündigt. Während wir tagsüber zum Leuchtturm und weiter zum oberen Dorf spaziert sind, hat jemand unsere Mooring von Backbord auf Steuerbord umgelegt, keine Ahnung wer. Das war für mittags ok, aber der Wind drehte dann wie angekündigt, und jetzt wars nicht mehr so ideal. Hier gibt’s meist pro Boot nur 1 Mooring also hängen alle etwas schräg „in den Seilen" und Bernd meinte, die „Schnürsenkel" sehen auch nicht besonders belastbar aus. Aber mittlerweile ist der Seitenwind zu stark, an Mooring wieder Umlegen ist jetzt nicht mehr zu denken. Tja, das war eine anstrengende Nacht. Im sicheren Hafenbecken hatten wir abends um die 24 kn und um 3 Uhr bis 38 kn Wind. Der Wind drückt uns auf die Pier und unser Ruderblatt geht verdächtig nahe an die Piermauer, die nach unten in schroffen Felsen ausläuft, ran. Die Kroaten hier drin legen mit Bug voran an, wäre bei dem Wind evtl. die sicherere Variante. Alles scheppert und klappert und an Schlaf war nicht viel zu denken. Immerhin können wir seitlich nicht viel schwanken, die Boote liegen ganz eng aneinandergequetscht im kleinen Hafenbecken.
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25.7. Sonntag morgens, es bläst und rappelt immer noch ganz gut. Vorteil: ich habe Zeit Logbuch zu schreiben und so sitze ich hier. Unseren Plan, weiter zu den nächsten kleinen Inseln zu fahren, alle ohne Häfen nur mit Bojen- oder Ankerbuchten, verschieben wir bei den Windverhältnissen lieber noch 1 Tag. Und jetzt gibt’s erst mal Kaffee. So, auch diesen Tag haben wir mehr oder minder gemütlich hinter uns gebracht, der "Hafenmeister" hat fast den ganzen Tag damit verbracht, mit einem Taucher noch weitere Moorings zu legen und alle Schiffe sicher zu vertäuen. Die Jungs haben schwer geschuftet und sich intensiv um alle gekümmert - schön. Auch für uns hat der Taucher noch eine unserer Leinen als Mooring gelegt und so sind wir nun doch an beiden Seiten fest - gibt ein besseres Gefühl. 2 Schiffe von der Aussenmole wurden noch innen untergebracht, 2 haben stürmisch und sehr schnell abgelegt und sind mit Karacho raus, 2 kamen neu rein und haben ziemlich mühsam unter Hilfe fast aller im Hafen Anwesenden angelegt. Es pfeift immer noch heftig. Nachmittags machen wir einen Spaziergang die Felsenküste entlang und entdecken immer wieder schöne Felsenbuchten. Dann kam noch ein kleines stark motorisiertes Motorboot rein und wollte anlegen. Es wurde vom Wind an fast alle hier liegenden Boote gedrückt, der Steuermann hat gepennt oder so und dann ist es mit lautem Geschrei der jeweils Betroffenen über ein paar der mühsam verlegten und festgezurrten Moorings ganz knapp mit der Motorschraube drübergefahren. Nach eine paar spektakulären Minuten ist es dann eilig wieder aus dem Hafen raus und mit aufheulendem Motor abgedüst - da waren glaube ich alle froh und nach Mimik und Gestik der kroatischen Landsleute hat es keine netten Grüße hinterhergerufen bekommen. Hier ist echt was geboten. Für heute abend war im Ort ein Fest mit Grillen und Party angesagt, zu dem normalerweise 1000 Leute kommen. Da aber wetterbedingt keine Ausflugsschiffe fahren, war es sehr ruhig. Die zwei Dorfschönheiten in Originaltracht, die es nur hier auf der Insel gibt, seht ihr links. Der einsame Hamburger-Grillstand hat uns nicht angesprochen, also gingen wir erst mal in ein gemütliches Konoba zum Abendessen. Plötzlich ist das ganze Dorf in Bewegung und stürzt zum Hafen. Wir erfahren vom Koch, dass die Fähre beim Versuch anzulegen auf Grund gelaufen ist. Nachspeise ist gestrichen, wir gehen also auch erst mal zum Hafen zurück und tatsächlich, da liegt die Katamaran-Fähre mit dem Bug auf den alten Molenresten, siehe links, noch bei Tageslicht am frühen abend. Der Hafenmeister sagt später, wegen Getriebeschadens konnte sie nicht stoppen. Nach 1-2 Stunden mittlerweile bei Niedrigwasser und stärkerem Wind von hinten versucht der Kapitän mit Motorkraft freizukommen, außer erheblicher Wellenbildung rührt sich aber nichts. Weitere potentielle Festgäste sitzen nun auf der Fähre fest, mit der großen Party heute auf Susak wird das irgendwie nichts. Kurz vor Mitternacht nur noch vom Mondlicht beschienen sind die einen Fahrgäste, die hierher wollten immer noch auf der Fähre und die anderen, die weg wollten, am Ufer. Mittlerweile haben wir wieder 25 kn Wind im Hafenbecken und es wird draussen schön langsam kühl und ungemütlich. Alle vom Ort sind im Hafen und beobachten das Unglück. Die kleine Hafenbar am Pier vor unserem Liegeplatz macht wahrscheinlich den Umsatz ihres Lebens. Auffrischender Wind und die für heute Nacht angekündigten 50-55 kn stören momentan keinen mehr, anderes ist wichtiger geworden. Wobei mich trotzdem etwas irritiert, dass die Hafenbarbetreiber die beiden großen freistehenden Getränkekühlschränke mit einem Seil festbinden, sollte mich das nervös machen? Und die Empfehlung für Susak war: kleine ruhige beschauliche verschlafene Insel - von wegen, hier ist was los.
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26.7. Montag morgen, es bläst immer noch heftig, kaum einer rührt sich aus dem Hafen. Das Wasser im Becken ist noch gut gekräuselt, die Palmen biegen sich und die kroatische Fahne am Berg oben weht heftig im Wind - erneute knapp 30 kn Wind im Hafen. Heute nacht haben wir mal wieder wenig geschlafen. Gegen 3.30 wurden die Leute auf der Fähre endlich von einem Kranschiff abgeborgen. Es war immer noch das halbe Dorf hier versammelt, und die ganze Aktion wurde mit lautem Gesang und Jubelrufen begleitet - kommt ja auch nicht alle Tage vor. Die Armen sind 8 Stunden ganz nahe der Küste auf dem Pott festgesessen und kamen nicht runter. Das war sicher nicht so lustig für sie - und außenrum war Party. Und nach 4 Uhr haben wir endlich ein paar Stunden geschlafen. Viele vom Ort sind wieder am Hafen und verfolgen die immer noch andauernden Versuche, die Fähre freizukriegen. Wir beobachten am späten Vormittag von unserem Logenplatz aus beim Frühstück endlich das Freiziehen. Auf dem Bild hinter Bernd sieht man die Fähre, ihr seht, es war nicht weit zur Küste, nur ein Steinwurf entfernt. Eigentlich hätten alle rüberschwimmen können, aber selbst wenn sie gewollt hätten, sie durften sicher nicht. Und als nächstes sieht man das Kranschiff hinter der Fähre, das sie nach rückwärts gezogen hat, Ein paar Stunden später dampft der Pott dann endlich ab, nachdem ein Aufgebot von Polizei etc. vor Ort war. Anscheinend ist sie nach eingehender Prüfung noch fahrtüchtig. Wir messen im Hafen immer noch 24 - 30 kn Wind und verbringen einen weiteren schönen Tag auf der Insel. Erst helfen wir alle wieder mit vereinten Kräften einem Neuankömmling beim Anlegen, der es erst an der Außenmole versucht und dann doch reinfährt, und mit dem "Schuhlöffel" schiebt er sich noch dazwischen. Bei den Wind- und engen Platzverhältnissen hier ist das etwas chaotisch. Wir spazieren anschließend zum oben gelegenen Friedhof und zur Kapelle mit toller Aussicht auf die umliegenden Inseln und das Festland. Die Insel und die Gegend hier ist wirklich total schön und die Leute sind sehr nett. Wir erleben die Insel trotz Hauptsaison immer noch beschaulich ohne die hunderte Tagesausflügler, die sonst Tag für Tag hier einfallen, und die wegen des starken Windes derzeit nicht hierher kommen.
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