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23.8. Nach einer etwas schaukeligen Nacht sind wir endgültig von den Wellen vorbeifahrender Motorboote wachgerüttelt worden. Der äußerste Platz an der Pier ist nun mal etwas unruhig. Das Gute daran, ich bin früh auf und sehe, wie die Sonne über den Hügeln hinter Medulin hochkrabbelt - schööööön! Wir sind unter Motor rausgetuckert, passieren den Leuchtturm an der Südspitze Istriens und entgegen der Wettervorhersage von gestern ist hier leider sehr wenig Wind. Zumindest für einen Raumschot-Kurs sind 5-8 kn mauh. Wir sind abwechselnd gedieselt und gesegelt, am Ende sind wir 1 Stunde mit ca. 1,5 kn dahingedümpelt und haben dann endgültig die Segel geborgen. Gegenüber von den Brijuni-Inseln gehen wir an der Festlandküste in einer Badebucht mit Strandbad vor Anker. Das ist jetzt nicht die romantische Bucht, in der wir alleine sind, aber Ankerbuchten an diesem Küstenabschnitt sind rar. Eigentlich wollten wir Cornelia und Martin in Rovinj treffen, aber die weite Strecke mit Motor zu fahren macht gar keinen Spaß - und wir haben noch etwas Zeit. Wir erleben hier (mal wieder) einen irre tollen Sonnenuntergang mit ständig veränderten Wolkenformationen und Farben. Leckere Tortellini und eine Flasche Rose runden diesen schönen Abend ab. Abends war die See total ruhig, der Wind dreht und kommt vom Land, das verspricht eine ruhige Nacht zu werden. Aber, wie so oft platschen mit lauten Schlägen die ganze Nacht immer wieder Wellen ans Boot. Blöderweise nicht von vorn, wo der wenige Wind herkommt sondern seitlich. Wo diese wohl herkommen? Vielleicht aus Italien ... Wellen folgen keinen Gesetzmäßigkeiten bzw. sind nicht immer erklärbar. Und was wir nur selten hatten, eine surrende Mücke in unserer Kajüte ärgert uns auch ein bißchen. Die schöne Natur eben ....
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24.8. Morgens ist alles ruhig, bei wenig Wind segeln wir los. Per SMS vereinbaren wir mit Cornelia und Martin ein Treffen unterwegs, sie kommen von Norden, wir von Süden, irgendwo werden wir uns treffen. Später funken wir uns an. Sie wollen nicht unbedingt nahe zur Küste, da sie die mühsam gewonnene Höhe sonst wieder verlieren, also fahren wir ein bisschen weiter raus, die Aladin segelt etwas näher Richtung Küste und wir treffen uns auf hoher See. Bei wenig Wind aber etwas Seegang fahren wir nahe zueinander und mit geborgenen Segeln und längsseits Fendern schwingt Martin eine Tüte mit dem Material, das er uns übergeben will und Bernd ergreift sie. Wir können uns nicht lange auf der Stelle halten, und ich gebe etwas Gas um von der Aladin weg zu kommen, unser Heck dreht immer näher zum anderen Boot. Im Wegfahren ruft uns Martin noch ein paar Tipps zum Einbau des eben erhaltenen Reglers für die Batterieladung zu. Und dann fährt jeder wieder seiner Wege. Wir haben erst mal ein Problem. Beim Bergen der Genua hat sich das Fall vorne aus der Furling, der Rollvorrichtung, gelöst. Es ist am Ende dort befestigt und darf sich eigentlich nie lösen. Bernd hat zum Glück schnell reagiert, als er merkte, der Zug ist weg hat er sofort aufgehört zu ziehen, sonst wäre das Leinenende durch die "unterirdisch" verlaufenden Führungen gezogen worden und das wäre glaube ich ganz übel. Draußen bei Seegang haben wir es auf die Schnelle notdürftig befestigt, um weitersegeln zu können. Wir passieren den Leuchtturm Ivan. Weitere 3-4 Std später bei meist leichtem Wind sind wir ein gutes Stück nach Norden hoch gekommen. Am Ende segeln wir Butterfly, aber der Wind, direkt von Achtern, ist dafür fast zu schwach und vor allem der Seegang zu stark. Ist ein ziemliches Gescheppere und so suchen wir nach 30 sm einen geeigneten Ankerplatz. Wir entscheiden uns für Funtana, hier ist eine kleine Marina aber man kann auch ganz gut ankern. Jetzt wollen wir das Genua-Fall noch richtig reparieren, was sich als nicht so einfach entpuppt. Nach Lesen der Anleitung stellen wir fest, die Rollvorrichtung sieht eine Leinenstärke bis 10 mm vor und wir haben 12 mm. Das heißt wir bekommen das zu dicke Ende nicht so einfach in die dafür vorgesehene Halterung (ähnlich wie eine Lüsterklemme mit Schraube). Kurzfassung: Nach 2-3 Stunden und verschiedenen Versuchen haben wirs mit tollen Ideen und vereinten Kräften geschafft. Ich merke immer öfters, zum Segeln ist auch handwerkliches Geschick, Improvisationstalent und viel Geduld nötig. Aber, die Freude über selbst durchgeführte Reparaturen oder Wartungen ist umso größer, und unterwegs gibt es eh oft keine Alternative zu "Selbst-ist-die-Frau/der-Mann". Ziemlich glücklich mache ich mich jetzt ans Kochen und hungrig lassen wir es uns heute erst spät nach einem schönen Sonnenuntergang mit tollen Wolkenbildern, den wir beim Arbeiten nicht ganz so intensiv genießen konnten - schmecken.
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25.8. Wir haben eine eher unruhige Nacht mit Seegang erwartet, und es war total ruhig. Schön! Selbst morgens, wenn oft schon Fischerboote oder Fähren raus fahren, ist es hier noch angenehm still. Es herrscht absolute Flaute, deshalb macht Bernd sich daran, für die optimierte Ladung der Batterien den Regler einzubauen, den wir gestern von Martin übernommen haben. Er stellt fest, wir brauchen noch Material dafür. Sicherungen und Kabel. Aber er sichtet schon mal alles und versucht, die zahlreichen Kabel im Boot zuzuordnen, das nimmt einige Zeit inanspruch. Am späten Vormittag fahren wir los, der Wind reicht grad so zum Segel setzen und gemütlich dahin plätschern. Auf Höhe Novigrad, einem möglichen Ziel zum Ausklarieren und Nächtigen, beschließen wir, weiter nach Umag zu segeln, die Windaussichten für morgen sind nicht berauschend, da segeln wir lieber heute noch ein Stück. Mit 2 x Wende kommen wir fast auf direktem Kurs gut Richtung Norden und nach einem genüsslichen Segeltag erreichen wir am späten Nachmittag Umag. Die Zeit reicht noch, um im Hafenamt und bei der Polizei auszuklarieren, dann können wir morgen sehr früh los. Nach Erledigung des Papierkrams gehen wir vom Zollpier an eine Boje und liegen mitten im Hafen vor Umag. Später paddeln wir (unter Protest von Bernd, "für was haben wir einen Motor?") ans Ufer und versuchen in der nicht so kleinen Stadt Autosicherungen und ein paar Meter Kabel für den Einbau des Reglers zu erstehen. Das ist in Kroatien nicht so einfach! Dafür gibt es im Shopping-Center, bei Konzum meinen heiß geliebten Ljesnjak-Pudding (Nußpudding- super leckeres Zeug, suchtgefährdend, das es nur selten gibt)! Wir spazieren noch durch Umag und stellen fest, nach der Ruhe geht uns das Gewusel und die Hektik mit den vielen Menschen ziemlich schnell auf die Nerven. Wir sind das nicht mehr gewohnt. Wir spazieren weiter zur Südküste, hier sind ein paar Restaurants direkt am Ufer und an einem schön gelegenen Ecktisch mit freiem Blick auf Meer und Sonnenuntergang genießen wir noch ein letztes Mal kroatischen Fisch zum Ausklang. In stockfinsterer Nacht findet Bernd erstens unser Dinge wieder und zweiterns paddelt er uns zum richtigen Schiff im dunklen Hafenbecken.
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26.8. Morgens solls ein paar Stunden leichten Wind geben, dann Flaute und Nachmittags von der falschen Seite wieder etwas. Also starten wir sehr früh ohne Frühstück. Das Meer ist total ruhig, und nach gemütlichem Frühstück bei Motorfahrt erreicht uns genau an der Landesgrenze ein laues Italienisches Lüftchen. Wir setzen Segel und plätschern schön dahin. Nach 1,5 Std. schläft er leider wieder komplett ein und wir machen eine kurze Badepause und ankern dafür seitlich in Porto Buso nach den ersten Dalben, die unsere Einfahrt in den Kanal zur Marina kennzeichnen. In der Lagune sehen wir Massen von den großen weißen Quallen, ca. 10 - 50 cm groß mit lila Rand. Da sind ganz schon riesige Teile dabei, die elegant durchs Wasser schweben. Ich muß mal nachschlagen, was das für welche sind. Beim Schwimmen möchte ich denen nicht unbedingt begegnen ... Wir folgen weiter dem betonnten Fahrwasser, die große Lagune sieht tückisch groß und weit aus, aber seitlich nebem den Dalben (Holzpfosten) ist es schnell ganz flach - zu flach für unseren Kiel. Puh, es ist schwülheiß hier, mir fällt wieder ein, dass wir bei großer Hitze vor ein paar Wochen hier losgefahren sind, zwischendurch zum Glück einen relativ "kühlen" Sommer hatten, perfekt zum Segeln. Das Wasser war manchmal ziemlich frisch zum längeren Schwimmen oder Schnorcheln. In Italien herrscht wieder typisches heißes Sommerwetter. Ich bin ganz froh, dass es nicht die ganze Zeit so war. Schwitz! Wir fahren den gewohnten Kanal entlang und dann ist die Araboth wieder im Heimathafen. Das war ein wunderschöner Törn. Mit dem Wetter hatten wir die letzten Wochen echt Glück, kein überraschendes Gewitter oder Sturm auf See oder an Boje oder vor Anker liegend. Ok, manchmal hätte es etwas mehr Wind sein können, aber so ist das halt im Hochsommer. Wir fanden es rundum gelungen.
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27.8. Heute haben wir einen Wartungstermin in der Werft, das Boot kommt mit dem Kran kurz aus dem Wasser, die Stopfbuchse an der Welle muß getauscht werden, sie ist nicht ganz dicht und es tropfte immer etwas Wasser in den Motorraum und von da in die Bilge. Das ist schon ein komischer Anblick, so ein Schiff im Kran hängend komplett auf dem Trockenen. Und dann kommt das Volvo-Penta-Wartungsmobil angerauscht. Ein Mechaniker nimmt sich des Problems an und baut eine neue Stopfbuchse im Motorraum ein. Die Dimensionen vom Rad vom Kran im Vergleich zum Wartungs-Mobil sind schon ganz erstaunlich! Wir nutzen die Zeit für Besorgungen, hier im kleinen Ort erstehen wir endlich die fehlenden Kabel und Autosicherungen, um den Hochleistungs-Regler für das schnellere Laden der Batterien fertig anzuschließen. Italien ist einfach besser sortiert wie Kroatien. Bernd schließt alles an und es sieht auf den ersten Blick gut aus. Das könnte ein erfolgreicher Reparatur- und Wartungstag sein.
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28.8. Für heute nachmittag ist Bora mit Wind bis Stärke 5 angesagt und mögliche Böen von 30-50 kn. Man weiß natürlich nie genau, wo die sind, die Nordadria ist groß. Wir möchten heute kurz rausfahren, um die Reparaturen und Einbauten von gestern zu testen. Ist die Stopfbuchse dicht, haben wir noch Wasser in der Bilge und lädt der neue Regler die Batterien schneller? Vormittags legen wir bei 12 kn Wind im Hafen ab, durch den Kanal blästs immer mehr und die paar Boote, die wir draußen sehen, haben wenig Tuch gesetzt. Über den Bergen mehren sich die sogenannten "Borawalzen", zur Vorsicht mahnende Wolkenformationen. Wir setzen auch gerefft Segel und zu dem doch ganz heftigen Wind mit Spitzen bis Stärke 7 gibts noch 1,5 m (ich hab 2 m geschätzt!) hohe Wellen. Nachdem die Araboth ganz schön schief mit Spitzengeschwindigkeit durchs Wasser rauscht, reffen wir aufgrund meiner dringenden Bitte noch ein bisschen mehr, und dann wars ganz ok bzw. hat echt Spaß gemacht. Mit Geschwindigkeit bis 9,9 kn Fahrt durchs Wasser schießen wir dahin, das war seglerisch klasse! Über der Küste, besonders über Triest hängen die fetten dunklen Wolken und es sieht nach heftigem Regen aus. Mit der Aussicht, dass sich der Wind noch steigern und das Wetter verschlechtern wird, sind wir nach 1,5 Std. und knapp 14 sm unter Segel wieder zurück Richtung Marina. Vor der Lagune bergen wir das Groß und immer noch unter Segel mit gereffter Genua düsen wir mit 7-8 kn Fahrt durchs Wasser, passieren die tolle Beschilderung in der Lagune, links gehts nach Venedig, rechts nach Grado, geradeaus zu unserem Heimathafen. Bei dem Wind kommen wir auch hier noch ganz zackig voran. Gesamt waren wir heute nur 4 Std. aber 27 sm unterwegs, genug für den geplanten Testlauf. Ich lege im Hafen bei 12 kn Seitenwind ganz passabel an, und kurz Zeit später haben wir hier bis 18 kn Wind. Da ists im Hafen auch ganz nett! Die Bewölkung nimmt zu, später beginnt es zu regnen. Ein guter Abschluß für einen tollen Törn, das Wetter verschlechtert sich, ein schöner Regenbogen ist hier im Hafen zu sehen (im Bild leider nur mit etwas Phantasie zu erkennen). Zeit zum Nachhause fahren! Etwas später erstrahlen die Masten im Hafen in tollem Abendrot! Ein schöner Tag und ein wunderbarer Törn neigen sich dem Ende.
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29.8. Heute steht das nicht ganz so schöne und spannende Ereignis - Schiff putzen - auf dem Plan. Einige Stunden beschäftigen wir uns damit, die Hinterlassenschaften des Törns innen und außen am Boot abzuschrubben. Puh, das ist anstrengend, macht nicht wirklich Spaß, aber mit der Erinnerung an die letzten Wochen ist es erträglich. Am Ende erstrahlt die Araboth in neuem Glanz, wird schön in die Rundum-Persenning verpackt und wartet auf neue Abenteuer. Wir machen uns müde und zufrieden auf den Heimweg ins kalte Deutschland. Mit Bildern wie diesem "brennenden Himmel" nehmen wir ein Feuerwerk an Eindrücken mit nachhause!
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